Wer nichts wagt, der nichts gewinnt – Warum Risken eingehen, gut für uns ist?

Abgelegt unter Blogging by Blogger am 24. September 2019

Risikobereitschaft steht in krassem Widerspruch zu unserem gesunden Menschenverstand. Denn der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass es absolut unvernünftig ist, ohne Seil zu klettern, an einem Bungee von einer Brücke zu fallen oder 50 Kilometer über dem Tempolimit zu fahren – alles auf der Suche nach Nervenkitzel.

In unserer zunehmend risiko-aversen Welt treffen Risiko-Suchende oft auf kopfschüttelndes Unverständnis. Schließlich wurde uns unser ganzes Leben lang beigebracht, dass Risikobereitschaft eine schlechte Sache ist. Warum? Vielleicht, weil das Risiko zum Scheitern führen kann, und wir neigen dazu zu glauben, dass Scheitern an sich zu befürchten ist.

Nun behaupten Wissenschaftler, dass Risikobereitschaft und der gelegentliche Nervenkitzel gut für uns sind. Das Eingehen von Risiken kann zu außerordentlichem Erfolg oder außerordentlichem Misserfolg führen und sei daher in der Tat ein wichtiger Aspekt der menschlichen Entwicklung. Ohne Risiken hätte sich die Menschheit nicht bis zu dem Punkt entwickelt, an dem wir heute sind.

Was also macht es so spannend, Risiken einzugehen, und warum ist es womöglich gut für uns gelegentlich mal etwas zu riskieren?

  • Adrenalin – der Nervenkitzel beim Eingehen von Risiken
  • Risiko als Katalysator für menschlichen Fortschritt
  • Risiken eingehen fördert unser Selbstbewusstsein und unsere Belastbarkeit
  • Risiko macht uns glücklich

Adrenalin – der Nervenkitzel beim Eingehen von Risiken

Unsere DNA enthält eine Reihe von Chemikalien, die unseren Körper in Super-Man Modus versetzten können. Sogenannte „Happy Chemicals“ wie Dopamin und Adrenalin werden freigesetzt, wenn wir selbst in Aktion treten. Adrenalin wird vom Körper ausgeschüttet, wenn wir Gefahr sehen und Dopamin beschleunigt unsere Reaktionsfähigkeit. Endorphine verstärken unsere Ausdauer. In Kombination helfen diese Körpereigenen Botenstoffe unserem Körper mit gefährlichen Situationen besser umzugehen. Da diese „Happy Chemicals“ gleichzeitig auch dazu führen, dass wir uns gut fühlen, besteht die Gefahr, dass wir nach diesem Nervenkitzel-Gefühl süchtig werden

Dabei scheint es unserem Körper egal zu sein was für eine Art von Nervenkitzel wir suchen. So ergab eine Studie von Forschern der Universität Bergen, dass die Persönlichkeiten von zum Beispiel „Fallschirmspringern“ und „Spielern“ vieles gemeinsam haben – beide fühlen sich von einem grundlegenden Bedürfnis nach Nervenkitzel und Risiko angezogen. Bei beiden Aktivitäten wird auch das Belohnungssystem des Gehirns auf ähnliche Weise genutzt, indem Neurotransmitter wie Dopamin, Adrenalin und Endorphine erhöht werden. Die Art von Risiko spielt also keine Rolle – das „High“, welches wir beim Fallschirmspringen bekommen, ist biologisch dem „High“ ähnlich, das wir bekommen, wenn wir etwa bei einem Online Glücksspiel gewinnen oder vielleicht sogar verlieren. Der Fühl-gut Faktor beruht auf dem Risiko das wir eingehen, nicht dem Endresultat.

Risiko als Katalysator für Menschlichen Fortschritt

Risiken einzugehen widerspricht einem der beliebtesten deutschen Werte: Sicherheit. Wenn wir jedoch dem Risiko völlig abgeneigt sind, bleiben wir unbeweglich und stagnieren. Risiko und Fortschritt gehen Hand in Hand in der menschlichen Entwicklung. Erst als der erste Mensch ein Boot baute und die Segel setzte, entdeckte er wie viele Möglichkeiten ihm zur Verfügung standen. Und auch im Geschäftsleben kann Risiko ein starker Katalysator für den Erfolg sein. Innovation geht in der Regel dem Erfolg voraus und ist mit viel Risiko verbunden. Die Unternehmer, die heute hinter einigen der erfolgreichsten Firmen der Welt stehen, haben alle eines gemeinsam: die Bereitschaft Risiken einzugehen.

Risiko eingehen fördert unser Selbstbewusstsein und unsere Belastbarkeit

Millionen von uns bezeichnen sich als „risiko-scheu“, und mehr als zwei Drittel machen die Angst vor negativen Konsequenzen dafür verantwortlich. Eine Studie aus dem Jahr 2018 in Großbritannien ergab, dass 6 von 10 Personen zugeben, Angst vor Risiken zu haben. Die Wissenschaftler befürchten, dass unsere zunehmende Angst vor dem Risiko unsere Entwicklung negativ beeinflussen könnte – und nennen als Beispiel Kinder und Jugendliche mit sogenannten Helikopter Eltern. Eigene Erfahrungen wie man mit Risiken umgeht, bietet sich für diese Kinder nicht, weil sich die Eltern ständig in der Nähe ihrer Kinder aufhalten, um sie zu behüten und zu überwachen.

Risiken eingehen, Fehler machen und daraus lernen – dies sind alles Dinge, die uns dabei helfen uns als individuelle Persönlichkeiten weiterzuentwickeln. Vor allem aber ermöglicht es uns Widerstandsfähigkeit zu entwickeln. Widerstandsfähigkeit ist die Qualität, die uns nach einem Sturz wieder auf das Fahrrad bringt. Widerstandsfähigkeit und Selbstglaube trieb Thomas Edison an, seine Experimente bis zur Erfindung der Glühbirne fortzuführen und zwang Van Gogh, zu malen – obwohl sich seine Arbeiten nie verkauften.

Risiko macht uns glücklich

Wir alle kennen Menschen, denen großartige Dinge „einfach passieren“. Wenn wir jedoch genau hinschauen, ist das eben nicht einfach so passiert. In den meisten Fällen sind diese Menschen gewisse Risiken eingegangen und sind als Gewinner aus diesen Situationen herausgekommen. Risikobereitschaft bedeutet, eine bestimmte Sache zu wagen ohne zu wissen, was sich daraus entwickelt.

Bewusstes Risikosuchen ist ein typisch menschliches Verhalten. Tiere in freier Wildbahn suchen niemals nur so zum Spaß nach Herausforderungen. Für uns ist es jedoch ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Eine Studie der Universität Bonn ergab, dass Menschen, die bewusst Risiken eingehen, insgesamt zufriedener mit ihrem Leben sind. Wer sich davor scheut, Risiken einzugehen, überbewertet oft die tatsächliche Gefahr einer Situation. Während Studienteilnehmer mit mehr Risikobereitschaft sich stärker an der Gewinn-Verlust-Wahrscheinlichkeit orientierten und offensichtlich aus ihren Fehlern lernten.

Damit liegen die Akademiker in Bonn in voller Übereinstimmung mit Jean Paul Sartre, Hauptvertreter des Existentialismus und Paradefigur der französischen Intellektuellen, der einmal sagte: „Um zu wissen, was das Leben wert ist, muss man es hin und wieder riskieren.“

Wenn wir Risiken um jeden Preis vermeiden, verschließen wir uns nicht nur dem persönlichen Wachstum, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit entgehen uns gleichzeitig wichtige, positive Erlebnisse und Begegnungen. Neue Freunde in einer neuen Stadt oder Spaß an einem neuen Hobby. Mehr Erfolg am Arbeitsplatz, weil man sich beim Boss durchgesetzt hat und nun mehr Verantwortung hat. Die Möglichkeiten sind unendlich, wenn wir bereit sind hin und wieder Risiken einzugehen.

 



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