Wie schreibe ich eine Kurzgeschichte?
Das Leben ist voller Kurzgeschichten und zwar täglich. Sei es eine humorvolle Begebenheit mit Freunden, der tollpatschige Welpe der Familie oder die witzige Geschichte aus Kindermund, jede einzelne Erfahrung ist eine abgeschlossene Story. Was als Jugendlicher noch eifrig anhand von Tagebüchern skizziert wurde, ist als Erwachsener oftmals des Schreibens nicht wert; denkt man. Doch wer Buchstaben tänzerisch zu Papier bringt und die zu Sätzen gewachsenen Wortkolonnen mutig Außenstehenden zum lesen gibt, ist nicht selten über die positive Resonanz überrascht. Und so mancher anfänglicher Kurzgeschichtenschreiber ist mit der Zeit zu einem ausgewachsenen Romanautor avanciert.
Rahmenbedingungen
Welche Handlung soll im Mittelpunkt stehen? Die Quintessens drückt das Wort schon aus, eine Kurzgeschichte besteht nur aus wenigen Seiten, sodass sie innerhalb einer größeren Pause ohne Probleme gelesen werden kann. Daher muss die Handlung klar strukturiert sein und darf nicht zu viele Personen, Orte oder Zeitabschnitte umfassen. Je mehr Punkte in einer Story behandelt werden, desto unpräziser wird die Beschreibung und der Ablauf. Überbordende Naturschauspiele und umfangreiche Erklärungen gehören in einen Roman, nicht in eine Kurzgeschichte.
In der Kürze liegt die Würze, das ist eine Kunst. Bevor überhaupt der erste Schriftzug auf das Papier wandert, sollte die Seitenanzahl der Geschichte feststehen. Das hebt den Anspruch, präzise zu formulieren, nicht zu viele Hauptpunkte hervorheben zu wollen und den Leser mit Pfiff zu fesseln.
Kurzgeschichtendenkanstöße
Anfang – Hauptteil – Schluss, dieses Mantra aus Schulzeiten hat sich fest in den Köpfen eingenistet. Das trifft auch grundsätzlich zu, allerdings nicht oder nur abgewandelt in einer Shortstory. Spannend soll es sein und direkt zur Sache kommend. Daher beginnt eine Kurzgeschichte mitten in einer Handlung oder nur mit einem einleitenden Satz. Wer präzise schreibt, muss präzise denken; im Vorfeld der Geschichte Notizen zu machen, um Personen, Handlungen und Orte auszubauen und stilistisch zu verfeinern, ist daher das A und O, wenn die Story fesseln soll. Hervorragend eignet sich hier ein Clustern der Schreibidee. Hierbei handelt es sich um ein Verbinden der einzelnen Gedankenströme mittels Linien. Ähnlich wie bei einer Perlenkette sind alle Bereiche miteinander verwoben. Was als erstes stehen muss, ist der Kernpunkt. Ein bis zwei Worte sollten auf dem Papier stehen, keine Beschreibung.
Wer zum Beispiel eine spannende Geschichte rund um Autorennen, wilde Verfolgungsjagden, samt problematischer Liebesgeschichte im Sinn hat, muss den Schwerpunkt herausfinden und nur dieser findet den Weg auf das leere Blatt. Illegale Autorennen? Selbst entwickelter Sportwagen? Traummann gefunden? Rennwagen geklaut? Sämtliche Protagonisten, Emotionen, örtliche Begebenheiten etc werden nun um die Hauptstory drapiert, ohne diese auf- oder abzuwerten.
Feintuning
Eine seichte Geschichte, bei der nahezu alles perfekt läuft, ist zum Gähnen langweilig und wird keinen Leser zu Begeisterungstürmen veranlassen. Mit anderen Worten eine Story lebt von Problemen, Überraschungen und unterschiedlichen Interessen. Das lässt sich auf die W-Fragen reduzieren: Wer? Was? Warum? Wann?
Auch braucht die Geschichte einen Aufhänger, eine überraschende Wendung, einen Aha-Effekt. Mit verschiedenen Wendungen und können Konfliktschwerpunkte herausgearbeitet werden, damit die Story lebendig bleibt. Reaktionen gewisser Personen sollten Aktionen hervorrufen, damit ein steter Fluss, der auch gerne mal ein reißender Strom werden kann, erhalten bleibt. Wichtig ist der Schluss, hatte er früher meist keinen Schluss, darf er heutzutage zumindest in Teilaspekten in irgendeiner Art die Kurzgeschichte zu einem Ende führen.
Eine Überlegung fehlt noch; in welcher Perspektive soll die Geschichte erzählt werden? Hier sollte sich der Schreiber festlegen. Bei einem Roman wird öfters aus verschiedenen Blickwinkeln heraus geschrieben, doch in der Short Story – wo die Handlung sehr komprimiert ist – würde dies den Lesefluss stören.
Und was kommt jetzt?
Nun geht es ans Eingemachte, wer eine Kurzgeschichte schreibt möchte auch, dass sie gelesen wird. Noch vor wenigen Jahren war dies ein echtes Problem, man konnte entweder ein hand- oder maschinengeschriebenes Manuskript in der Verwandtschaft herum reichen, oder war todesmutig und schickte dieses an diverse Verlage, wohl wissend, dass mit vielen Absagen zu rechnen war.
Sämtliche Probleme dieser Art haben sich vereinfacht, dank moderner Technik. Ein einfacher Schwarzweißdrucker birgt ungeahnte Möglichkeiten. Schnell sind mehrere Seiten zu Papier gebracht und vervielfältigt, wer einen Laserdrucker sein eigen nennt, sorgt sogar für einen sparsamen Verbrauch. Nun heißt es nur noch Zittern, bis die ersten Freunde mit dem gelesenen Manuskript zurückkommen und ein Feedback abgeben.
Wer positive Resonanzen bekommt, liebäugelt vielleicht sogar mit einem Verkauf oder überlegt gar, mehrere Geschichten zu schreiben. Dank Print-on-Demand-Anbietern wie BoD oder epuli können e-Books oder ganze Bücher veröffentlicht werden. Und Amazon ist dank Kindle-Shop auch eine interessante Variante.
Fazit
Eine Kurzgeschichte zu schreiben, kann der Einstieg in eine echte Leidenschaft sein. Kurzgeschichte leben stilistisch gesehen von der Ausnahme der Regel, nichts wird wirklich so eng gesehen, dass es vom Ausdruck her falsch ist. Außerdem kostet eine Kurzstory bei weitem nicht soviel Zeit und Einsatz, wie ein Roman, sodass selbst anfängliche Rückschläge nicht allzu sehr entmutigen.
Ich liebe das Schreiben und das Leben mit und in der Natur. Ökologie ist für mich ganz wichtig. Allerdings beschäftige ich mich auch mit wichtigen Aspekten im täglichen Leben.